- Sonn(en)tag
- Posts
- 1. Ausgabe
1. Ausgabe
Sonn(en)tag
Ausgabe 2.März 2025
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie öffnen gerade den ersten Sonn(en)tag, den Newsletter für Deutsche und Deutschsprechende in Texas. Der möchte Sie jetzt wöchentlich erreichen mit Neuigkeiten aus Texas, anderen Staaten und der alten Heimat Deutschland. Porträts von Menschen und Firmen und Ausflugstipps werden Bestandteil der ersten Ausgaben sein.
Zu mir: Ich lebe mit Mann, Stiefkindern und vielen Katzen in Dublin/TX. In Deutschland habe ich als freie Journalistin und Autorin gearbeitet. Hier habe ich zunächst kleine Brötchen und große Bretzeln gebacken, weil meine Englisch-Kenntnisse nicht ausreichen, um mit Schreiben Geld zu verdienen. Aber Schreiben ist nun mal mein Leben, und so habe ich mich, mit Unterstützung meines Mannes, zu diesem Newsletter entschlossen.
Für mich gelten noch immer die journalistischen Regeln, die ich vor vielen Jahren gelernt habe: Berichte geben Fakten wieder, nichts anderes. Meinung gehört nicht in einen Bericht, sondern in einen Kommentar. Dieser Kommentar nennt sich bei mir „Blickwinkel“.
Der Sonn(en)tag ist kostenlos und soll sich zukünftig durch Spenden und Werbung finanzieren. Bitte schicken Sie mir email-Adressen, die werden natürlich nicht weitergegeben.
Wer ein Unternehmen hat, kann im Tausch gegen 30 email-Adressen innerhalb der ersten drei Monate dreimal kostenlos werben. Ich hoffe auf konstruktive Kritik, Anregungen und Terminhinweise. Leserbriefe veröffentliche ich gerne, so diese nicht beleidigend sind und eine Länge von 1.500 Zeichen nicht überschreiten.
Herzlichst
Ursula Weyermann
[email protected]
Jahrestag
2. März 1836
Heute vor 189 Jahren trafen sich 59 Delegierte in Washington am Brazos und erklärten sich offiziell als unabhängig von Mexiko. Das war die Geburtsstunde der Republik Texas. Neun Jahre blieb Texas unabhängig, bevor es sich den Vereinigten Staaten anschloss.
Leben in Texas - Portrait der Woche
Bevor sich Fiona-Lee Koeners Cornell in Azle in Texas niedergelassen hat, hat sie schon einiges von der Welt gesehen. In Usingen in der Nähe von Frankfurt in Deutschland aufgewachsen,zieht es sie früh in die Ferne. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass der Vater als Pilot und die Mutter als Flugbegleiterin gearbeitet hat. So geht auch sie oft in die Luft und arbeitet 26 Jahre lang als Stationsleitung bei Lufthansa, United und Eurowings. Mittlerweile macht sie beruflich etwas ganz anderes, aber dazu später mehr.
Was sie an Texas mag? „Die Menschen hier sind immer so offen“, sagt die 56-Jährige. „Und die sind nie so neidisch, wie manchmal die Menschen in Deutschland. Die freuen sich mit einem.“ Sie vermutet, dass das auch an der Religiösität der Texaner liegt. „Die Gastfreundschaft in den Restaurants mag ich. Die sind umgänglicher mit ihren Mitmenschen. Und es stört keinen, wenn Kinder mal ein bisschen ausgelassen sind.“
Sie mag, dass in Texas Jahreszeiten gibt. Wobei ihr die Hochsommer „ein bisschen zu heiß“ sind. Und die Tornados machen ihr manchmal Angst. Ebenso Skorpione. „Aber vor Schlangen hab ich keine Angst“, sagt sie. „Und vor anderen Tieren auch nicht. Amüsiert erzählt sie von der Begegnung mit einer Tarantel unter der Dusche, bei der Ehemann Justin dann doch zur Hilfe geeilt ist.
Justin Cornell ist es schließlich auch gewesen, der sie nach Texas gebracht hat. Kennengelernt haben die beiden sich in Cape Coral (Florida). Der in New Jersey geboren und in Maryland aufgewachsene Cornell hat einige Jahre in Texas gelebt und wollte gerne wieder dahin zurück. In Abilene hat Fiona-Lee Koeners Cornell jedoch die unmittelbare Nähe zu einer Großstadt vermisst. Und so sollte ein weiterer Umzug folgen. „Im Dezember 2023 haben wir dann unser Haus in Azle gekauft“, erzählt die Niederländerin mit amerikanischem Pass und deutschen Wurzeln. „Und hier fühlen wir uns zuhause. Azle ist fast dörflich aber auch ganz nah am Metroplex. Du bist 30 Minuten von den Stockyards entfernt und hast Rehe im Vorgarten.“ Die beiden sind sehr tierlieb. Und so zählen zum Haushalt Koeners Cornell auch vier Hunde und fünf Katzen: „Scooby, Marley, Odie und Winnie, sowie Muffin, Cheeto, Mango, Mowgli und Monkey.“
In Deutschland zu leben kann sich Koenners Cornell nicht mehr vorstellen, ist aber gerne ab und an dort zu Besuch und genießt neben Familie und Freunden die deutsche Brot- und Wurst-Vielfalt. Und ihr Wissen über Deutschland kann sie auch bei ihrer neuen Beschäftigung als Substitute Teacher ganz gut einsetzen. „Zum Thema 'Iron Cutain' kann ich ja vielmehr erzählen, als die Schulbücher.“

Glücklich in Texas - Foto Privat
Texas Stargate
Mit einer Investition von 500 Milliarden US-Dollar soll das KI-Projekt „Stargate“ innerhalb von vier Jahren auf den Weg gebracht werden. Hier sollen 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Stargate sei ein Joint Venture zwischen Oracle, OpenAI und SoftBank, verkündete US-Präsident auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus.Der Bau von zwei Gebäuden auf dem ersten Rechenzentrums-Campus von Stargate hat jetzt in der Nähe von Abilene in Texas begonnen, die Kosten dafür betragen 1,1 Milliarden Dollar. Der Bau soll bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. Laut Oracle-Gründer Larry Ellison soll das Gesundheitswesen durch mit KI vereinfachte Auswertung von Patientendaten verbessert werden.
Ein Dekret seines Vorgängers Joe Bidens zur Regulierung der KI hob Donald Trump im Vorfeld auf. Damit fällt die Weitergabe von Sicherheitsbewertungen großer Technologie-Unternehmen wie Google an Bundesbehörden weg. Da diese Bewertungen ohnehin freiwillig waren, ändert sich nicht wirklich viel.
Weitere Informationen:
Stargate HQ, Boca Chica, TX - Foto T. Staud
Deutschland hat gewählt
Die Bundeswahlleiterin hat am 24. Februar das vorläufige Ergebnis der Wahl zum 21. Deutschen Bundestag bekannt gegeben. Bei einer Wahlbeteiligung von 82.5 Prozent entfällt auf die einzelnen Parteien ein jeweiliger Zweitstimmenanteil von 22.6 Prozent für die CDU, 20.8 Prozent für die AfD, 16.4 Prozent für die SPD, 11.6 Prozent für die Grünen, 8.8 Prozent für die Linke, 6 Prozent für die CSU, 4.3 Prozent für die FDP, 0.2 Prozent für den SSW (Südschleswigscher Wählerverband) und 9.4 Prozent für Sonstige. Wobei „Sonstige“ 4.97 Prozent für das BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit) beinhaltet.
Die Sitzverteilung des künftigen Bundestages setzt sich aus 164 Sitzen für die CDU, 152 Sitzen für die AfD, 120 Sitzen für die SPD, 85 Sitzen für die Grünen, 64 Sitzen für die Linke, 44 Sitzen für die CSU und einem Sitz für den SSW zusammen.
Das endgültige Ergebnis will der Bundeswahlausschuss am 14. März in einer öffentlichen Sitzung des Bundestages in Berlin feststellen und bekanntgeben.
Was mögliche Koalitionen betrifft, so ist alles offen und gleichzeitig ausgeschlossen.
Blickwinkel:
Als Wahlgewinner, mit dem zweitschlechtesten Ergebnis seiner Partei seit 1949, kann sich Friederich Merz nun auf die Suche nach Koalitionspartnern machen. Kein einfaches Unterfangen, hatte er doch versprochen, die Brandmauer zur AfD aufrecht zu erhalten. Auch hatte er versprochen, einen harten Kurs in Sachen Migrations-Stopp und Abschiebung zu fahren. Dieser Kurs wird aber mit der SPD und den Grünen kaum möglich sein. Die SPD weiß, dass Merz sie ganz dringend braucht und wird sich ihr Mitmachen teuer bezahlen lassen. Da wird auch einiges an Schmerzensgeld fällig werden für die Spitzen, die Merz während der vergangenen Monate in ihre Richtung abgeschossen hat. Dann wäre die neue Koalition noch richtungsloser als die Ampel.
Lässt die SPD Merz auflaufen und strebt Neuwahlen an? Scholz würde geschäftsführender Kanzler bleiben und seine Partei könnte Pistorius als Kanzlerkandidaten aufbauen.
Oder drängt sich die CSU nach vorne, vertreibt Merz und geht ein Bündnis mit der AfD ein? Nichts ist wirklich ausgeschlossen.
Läuft es doch auf eine Kenia-Koalition (schwarz, rot, grün) hinaus, dann gebe ich diesem Bündnis zwei Jahre. Während dieser Zeit werden weiterhin unschuldige Menschen wegen einer verfehlten Migrationspolitik sterben müssen. Deswegen wird der Bundesrat, als Vertretung der Länder, sukzessive andere Mehrheiten hervorbringen und am Ende Vorlagen der Bundesregierung boykottieren.
Ausflugstipp:
Auf Dinos Spuren in Glen Rose
Das nette kleine Städtchen Glen Rose in Somervell County wäre vermutlich auch ohne Dino-Spuren eine Reise wert. Um das wirklich schöne County-House reihen sich Geschäfte, Cafés und ein Museum. Und der Paluxy River lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Aber es gibt sie ja, die Dino-Spuren. Und dazu nun eine kleine Geschichte, über den „neuesten Fund“ vor gut zweieihalb Jahren, der es in etliche deutsche Medien einschließlich Tagesschau schaffte:
Es ist heiß. 98 Grad Fahrenheit, was 36,5 Grad Celsius gleichkommt. Die Luftfeuchtigkeit liegt mit über 50 Prozent im Bereich des gerade noch Erträglichen. Dennoch sind unzählige Menschen im ausgetrockneten Flussbett des Paluxy River unterwegs und halten Ausschau noch Fußstapfen einer längst ausgestorbenen Spezies. Familien haben sich den Weg gemacht, die meisten Kinderaugen leuchten, trotz der Hitze. Paare lächeln füreinander in Dino-Posen in die Linse. Und natürlich zieht der Paluxy auch Paläontologen an. Manche betreiben die Suche nach versteinerten Überresten und Spuren ausgestorbener Fossilien als Hobby, für andere ist es Broterwerb. Glen Kuban ist Profi und Mitglied der Dallas Palentology Society und vermisst zusammen mit Tom Dill Fußabdrücke, die überwiegend vom Acrocanthosaurus, der - laut Kuban – dem allseits bekannten T.Rex ähnlich gesehen haben muss. Weltweit sei jetzt von neu entdeckten Fußabdrücken die Rede, ärgert sich Paläontologe Kuban: „But that's not true.“ Die Spuren des Acrocanthosaurus wurden bereits vor 40 Jahren entdeckt, konnten aber nicht vermessen werden, da sie sich unter Wasser befanden und mit Schlick befüllt waren. Erst die Dürre habe sie zugänglich gemacht. Das 'Dinosaur Valley' ist ein State-Park im Norden Texas' und ist auch ohne den 'neuen' Track ein beliebtes Ausflugsziel. Zur Zeit läuft nichts ohne vorherige Anmeldung. Es wird immer nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern hereingelassen. Grund hierfür ist auch die Waldbrandgefahr. Viele Ranger sind im Einsatz, um nach dem Rechten zu sehen und freundlich und geduldig die Fragen der Dino-Fans zu beantworten. Zusätzlich zeigen Tafeln und Schilder Wege durch den Park auf. Fünf Streckenbereiche sind auf der Karte ausgewiesen. Zum fünften Streckenabschnitt gehört der 'Lone Ranger Trail', der Abschnitt, indem sich Glen Kuban, Tom Dill und andere den nun freigelegten Abdrücken widmen. Der Weg dorthin ist vom Parkplatz aus mit weißen Bändchen gekennzeichnet und ziemlich mühsam. Wer durch das ausgetrocknete Flussbett geht, mag zwar 500 Meter sparen, ist aber permanent der prallen Sonne ausgesetzt.
Vor 113 Millionen seien sie hier durch spaziert, sagt Glen Kuban, „Kids with Mama“. Und Tom Dill spricht vom 'Seefood Buffet', das sie sich hier einverleibt haben. Sie gehörten zur Familie du den fleischfressenden Acrocanthosauriern, und sind mit bis zu zwölf Metern Länge fast klein. Natürlich nur im Verhältnis zum Sauroposeidon, der es auf eine Länge von 18 Metern brachte, und von dem im State-Park deutlich weniger Spuren zu finden sind.
Die Profis Kuban und Dill sind dankbar für die vielen Ehrenamtler, die hier die mit Sediment gefüllten Footprints in mühevoller Kleinarbeit freilegen. Also den Schlick entfernen und die Abdrücke vorsichtig ausfegen. Einer dieser freiwilligen Helfer ist Murray Cohen. Der erzählt von den Limestones, den Kalksteinplatten, welche die Abdrücke über Millionen von Jahren geschützt haben. Und ein wenig wehmütig fügt er hinzu, dass bald alles wieder in der Versenkung verschwinden werde, sobald die Dürre vorbei ist und sich das Flussbett des Paluxy River füllt. Dinosaur Valley ist auch ohne die so genannten „neuen“ Footprints immer eine Reise wert.
Blickwinkel:
Warum verschweigen die Medien weltweit, dass die so genannten neunen Spuren schon einmal vor 40 Jahren „aufgetaucht“ sind? Recherchieren Sie gerne selbst. Lediglich auf der der Homepage des Staates Texas ist zu lesen, dass sich diese Fußabdrücke bereits schon einmal gezeigt haben.

Foto U. Weyermann

“Lone Ranger” Spuren (Fast immer unter Wasser) Foto U. Weyermann