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10. Ausgabe
Sonn(en)tag
Ausgabe 4. Mai 2025
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
Eigentlich ist der Jahrestag Ereignissen und Personen in Deutschland, Texas oder dem 'Rest' der USA gewidmet. In dieser Ausgabe mache ich eine Ausnahme. Bei meinen Recherchen bin ich auf einen Mordfall im Vatikan gestoßen. Sie erinnern sich vielleicht an den Kommandanten der päpstlichen Schweizer Garde, der angeblich von seinem Vize getötet wurde, bevor dieser Selbstmord begann. Der Fall konnte nie restlos geklärt werden. Ebenfalls ungeklärt bis heute ist der Tod Billy the Kids. Im texanischen Städtchen Hico wird nämlich berichtet, dass der nicht in New Mexiko von Pat Garret erschossen wurde, sondern unter anderem Namen in Hico gelebt hat und in in Hamilton begraben worden ist.
Herzlichst
Ursula Weyermann
[email protected]
Jahrestag
4. Mai 1998
Im Vatikan werden Alois Estermann, frisch ernannter Kommandant der Schweizergarde, und seine venezolanische Frau Gladys, ermordet. Bekannt geworden ist Estermann durch seinen Einsatz während des Anschlags auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1991. Neben den Ermordeten liegt die Leiche des Wallisers Cédric Tornay. Laut der Version des Vatikans ist Tornay der Mörder Estermann und seiner Frau, der sich nach der Tat selbst umgebracht hat.
Schon bald sollen Zweifel an der Darstellung des Vatikans aufkommen. So sollen angeblich vier Gläser in der Wohnung Estermanns gefunden worden sein, es liegen jedoch nur drei getötete Personen in der Wohnung. Nach dem Tod Tornays übergibt der Vatikan der Mutter von Cédric Tornay, Muguette Baudat, das Projektil, mit dem ihr Sohn sich selbst das Leben genommen haben soll. Dieses ist aber völlig intakt. Verdächtigungen werden laut, der Vatikan habe vertuscht und Beweise gefälscht oder wissentlich gelogen. Im Buch „Assassinati in Vaticano“ (Ermordet im Vatikan) behaupten die beiden französischen Juristen Jaques Vergés und Luc Brossollet, der vermeintliche Mörder Tornay sei selbst ermordet worden. Im Auftrag von dessen Mutter untersuchten sie den Vorfall. Brossollet vertritt die Überzeugung, es handle sich um ein Komplott und der oder die wahren Mörder seien bis heute unentdeckt. Schweizer Experten, so heißt es, hätten die vatikanische Version des Suizids Tornays wie auch den Schussverlauf inzwischen widerlegt. Wäre Tornay auf diese Weise ums Leben gekommen, hätte das Projektil beide Halswirbel zersplittert, dies sei aber nicht der Fall gewesen. Bei einer zweiten Obduktion ist festgestellt worden, dass Tornays Kopf zum Zeitpunkt des Schusses nach hinten gelehnt gewesen sein muss. Ein weiteres Indiz gegen die Vatikan-Variante ist in der Lunge gefundenes Blut, das vom Bruch des Felsbeins stammen soll. Tornay muss einen heftigen Schlag gegen den Kopf bekommen haben, welcher Bewusstlosigkeit verursacht haben muss. Erst nach diesem Schlag soll er sich sich erschossen haben, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht machbar ist. Außerdem deuten ausgeschlagene Zähne darauf hin, dass ihm jemand die Waffe gewaltsam in den Mund gesteckt hat.
Und dann ist da noch die Sache mit dem vermeintlichen Abschiedsbrief Tornays. Einige Indizien sprechen für eine Fälschung. Vertraute wissen, dass er nie von „le Pape“ (dem Papst), wie im Brief geschrieben, sondern immer vom Heiligen Vater gesprochen hat. Tornay verabschiedet sich von seinen Schwestern und seinem Vater. „Vergisst“ aber seine Verlobte und seine Halbbrüder, von deren Existenz, laut Brossolett, im Vatikan niemand gewusst habe.
Das vatikanische Gericht hat einen Tag nach Tornays Tod von dessen Mutter verlangt, die Handschrift ihres Sohnes im Brief zu bestätigen. Im Nachhinein sagt Muguette Baudat, es sei nicht die Handschrift ihres Sohnes gewesen, außerdem habe eine Unterschrift gefehlt. Eindeutig geklärt ist der Fall bis heute nicht.
Business in Texas - Reichl hat den Bogen raus

Heinz Reichl vor seinem Geschäft - Foto: Privat
„Arches“, also Bögen, findet man nicht nur im National-Park, sondern auch an den Füßen. Und genau an dieser Stelle kommt Heinz Reichl ins Spiel. Er ist Certified Pedorthist, Foot & Ankle Specialist und Besitzer des „Arches Foot Care“. Wo der Fußbogen, auch Fußgewölbe genannt, einsetzt, ist ein wichtiger Punkt, der beim Kauf der richtigen Schuhe zu beachten ist. Heinz Reichl misst genau, bevor die eigentliche Beratung überhaupt anfängt. „Mit der Größe, das ist so ein Sache“, lacht der Spezialist. „Viele Menschen beharren auf 'ihrer' Schuhgröße. Dabei fallen die Größen bei den unterschiedlichen Firmen auch unterschiedlich aus.“ Manchmal sei da sogar bei verschiedenen Modellen der gleichen Marke der Fall.
Heinz Reichl und seine amerikanische Frau Lynn haben sich in Deutschland kennengelernt. In Wicklesgreuth bei Ansbach. 1995 hat es die beiden zunächst nach Dallas gebracht und 2007 nach Temple. Zwischenzeitlich hat er ein Diplom als Pedorthist erlangt. Die beiden kaufen in Temple ein Haus und Heinz arbeitet bis 2012 als Certified Pedorthist im Krankenhaus. Dann fällt die Entscheidung zur Selbstständigkeit. Ob Fersenschmerz, Hammerzeh, neurologische Fußprobleme, er weiß Rat.
„85 Prozent meiner Kunden sind weiblich“, erzählt der 63-Jährige. „Und wenn ein Mann kommt, dann war seine Frau vorher schon hier.“ Mit vorgefertigten oder maßgeschneiderten Einlagen können viele Fußprobleme behoben werden, dazu trägt auch eine vorherige Fuß und Ganganalyse bei. Die meisten Kunden kommen durch Mund-zu-Mund-Propaganda.
Der große Unterschied zur Arbeit in Deutschland besteht darin, dass die Versicherungen in den USA so gut wie keine Kosten übernehmen. „Die meisten Leute sind auf Medicare. Ich nehme keine Versicherungen“, so der Fuß-Spezialist. Dadurch fallen natürlich einige Angebote weg.
Sehr gefragt ist eine Einlage, die Druck verteilt. „Im Fuß befinden sich 70.000 Sensoren. Und die sagen dem Gehirn, wie wir laufen. Das Gehirn sendet dann Signale an alle Muskeln. Wenn wir den Druck auf die richtigen Sensoren verteilen, können wir das Gehirn „austricksen“, erklärt Reichl. „So können wir erreichen, was wir wollen. Die Muskeln entspannen oder aktivieren, wieder zu einem natürlichen Gang zurück zu kommen.“ Diese Einlage wird auch von Spielern der Bundesliga genutzt und sie hilft Patienten mit Neurologischen Krankheiten, wie zum Beispiel Parkinson.
„Toe-Walkers“ unter den Kindern könne mit den richtigen Einlagen geholfen werden. Und auf längere Sicht könne die richtige Einlage Senioren vor dem Rollstuhl bewahren. Durch Balance-Probleme würden sie häufiger fallen. Dann würde der Gang noch unsicherer und schließlich zum Walker und zum Wheel-Chair führen.
Arches FootCare
Heinz Reichl
1616 Azalea Drive, Suite 105
Temple 76502
254-773-2693

Beratung ist alles - Foto: U. Weyermann
Familie Reichl ist in Texas zuhause - Foto: U. Weyermann
Posten der CDU/CSU in der kommenden deutschen Regierung
Nach CDU und CSU hat jetzt auch die SPD dem Koalitionsvertrag zugestimmt. So denn Friedrich Merz am 6. Mai zum Kanzler gewählt wird, sieht die Postenverteilung bei der CDU/CSU folgendermaßen aus:
Kanzleramtsleiter: Thorsten Frei (CDU)
Außenminister: Johann Wadepul (CDU)
Innenminister: Alexander Dobrindt (CSU)
Wirtschaftsministerin (plus Energie): Katherina Reiche (CDU)
Gesundheitsministerin: Nina Warken (CDU)
Staatsminister für Digitales (plus Staatsmodernisierung): Karsten Wildberger (parteilos)
Verkehrsminister: Patrick Schnieder (CDU)
Familienministerin (plus Bildung): Karin Prien (CDU)
Forschungsministerin (plus Raumfahrt): Dorothee Bär (CSU)
Landwirtschaftsminister: Alois Rainer (CSU)
Staatsminister für Kultur (plus Medien): Wolfram Weimer (parteilos)
Staatsministerin für Sport und Ehrenamt: Christiane Schenderlein (CDU)
Die Sozialdemokraten wollen die Besetzung ihrer Posten am 5. Mai bekanntgeben. Sie haben mit 85 Prozent dem Koalitionsvertrag zugestimmt, bei einer Wahlbeteiligung von 56 Prozent. Mit dieser niedrigen Beteiligung bekommt die große Zustimmung allerdings eine andere Wertigkeit.
Die von Merz angekündigte Kehrtwende lässt sich anhand dieser Besetzungsliste nicht erkennen. Wenn Johann Wadepul (CDU) als künftiger Außenminister sagt, man müsse den Russen als Feind betrachten, egal wie die Sache ausgehe, ähnelt das doch der Linie seiner Vorgängerin Baerbock (Grüne).
Einzig die Besetzung des Kulturministeriums mit dem Wert-Konservativen Wolfram Weimer, der auch für den ‚Cicero‘ geschrieben hat, lässt vermuten, dass es hier andere Schwerpunkte geben wird als in der vorherigen Regierung unter Claudia Roth (Grüne).
„Malin“ - Werbung in eigener Sache
Sie gestatten mir ein bisschen Werbung in eigener Sache? Seit 2020 habe ich vier Bücher geschrieben. Drei Kreuzau-Krimis, auf die ich in einer anderen Ausgabe noch eingehen werden, und „Malin“. Letzteres ist kein Krimi, auch wenn kriminelle Machenschaften aufgedeckt werden:
Fünf Buchstaben in Stein gemeißelt verändern das Leben Katja Bremers und ihrer Tochter Lena und werfen viele Fragen auf. Die Antworten finden sich in einem irischen Dörfchen namens Glenrose und einem dieser schrecklichen Magdalenenheime. Die Geschichte handelt von furchtbarem Unrecht und Bigotterie, aber auch von neuer Freundschaft und neuer Hoffnung.
Über den Link können die ersten 20 Seiten probegelesen werden.
https://buchshop.bod.de/malin-ursula-weyermann-9783740742966

Ausflugstipp: „Billy the Kid“ und das Geheimnis von Hico
Kennen Sie „Billy the Kid“? Also natürlich nicht persönlich, sondern vom Erzählen her? Glauben Sie an die New-Mexico- oder an die Hico-Variante? Es gibt übrigens nicht nur verschiedene Angaben zu seinem Tod, sondern auch schon zu seiner Geburt und seinem Namen. Henry McCarthy, auch William H. Bonney, Henry Atrim oder Kid Atrim wird 1859 in New York oder Indiana geboren. Seine Mutter heißt Catherine McCarthy Antrim. McCarthy ist der Name von Billys Vater, der früh stirbt. Später soll sie einen William Antrim heiraten.
So, und jetzt bringen wir mal Hico ins Spiel. Die hübsche Kleinstadt in Texas ist das Zentrum einer faszinierenden Legende um den berüchtigten Gesetzlosen Billy the Kid. Während die offizielle Geschichtsschreibung berichtet, dass „Billy the Kid“ 1881 von Sheriff Pat Garrett erschossen worden ist, erzählt Hico eine andere Geschichte: Hier behauptet man, dass er überlebt habe und unter dem Namen „Brushy Bill“ Roberts bis zu seinem Tod im Jahr 1950 weiterlebte.
1949 traf ein Nachlass-Ermittler namens William V. Morrison in Hico auf einen älteren Mann namens Ollie L. „Brushy Bill“ Roberts, der angab, tatsächlich „Billy the Kid“ zu sein. Roberts suchte die Begnadigung, die ihm angeblich 1879 von New Mexicos Gouverneur Lew Wallace versprochen worden war. Seine detaillierten Kenntnisse über „Billy the Kids“ Leben, wie etwa die Beschreibung von Narben und seine Spanisch-Kenntnisse, überzeugten einige. Doch während eines Treffens mit dem damaligen Gouverneur von New Mexico, Thomas Mabry, erlitt Roberts 1950 einen Schlaganfall und verstarb kurz darauf, ohne die erhoffte Begnadigung zu erhalten.
Hico hält diese alternative Geschichte lebendig – insbesondere im Billy-the-Kid-Museum in der Innenstadt. Dort werden Artefakte, Fotografien und Dokumente rund um „Billy the Kid“ und Brushy Bill Roberts ausgestellt. Besucher können die Debatte um die wahre Identität des legendären Outlaws nachverfolgen. Eine Statue von Brushy Bill Roberts und historische Hinweise machen Hico zu einem einzigartigen Ziel für Geschichtsinteressierte und Westernfreunde.
Auch in der Frage nach der Grabstätte gehen die Geschichten auseinander:
Billy the Kid liegt offiziell auf dem Old Fort Sumner Cemetery in Fort Sumner, New Mexico begraben, zusammen mit seinen engen Gefährten Tom O’Folliard und Charlie Bowdre. Sein Grab ist von einem Eisengitter geschützt, da der Grabstein mehrfach gestohlen wurde.
„Brushy Bill“ Roberts hingegen wurde auf dem Oakwood Cemetery in Hamilton, Texas bestattet. Sein Grab trägt mittlerweile einen großen Granitbogen mit der Aufschrift „Billy the Kid“, als Erinnerung an seinen umstrittenen Anspruch. Die beiden unterschiedlichen Begräbnisstätten spiegeln das bis heute ungelöste Geheimnis wider: Starb Billy the Kid tatsächlich 1881, oder lebte er noch Jahrzehnte länger unter einem neuen Namen?
Hico ist auch ohne „Billy the Kid“ eine Reise wert. Das Städtchen hat einiges an Western-Ambiente zu bieten. In einem Schriftzug „Hico“ darf man selbst das „i“ sein und einen tellergroßen Punkt über dem Kopf tragen. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Midland-Hotel, nette Boutiquen, Restaurants und eine „Eis“-Diele. Ja, Eis wird tatsächlich in deutsch geschrieben und das Lokal bietet viele leckere Eis-Varianten und Sandwiches. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die riesige braun-bronzefarbene Billy-the-Kid-Statue, die, sagen wir es mal vorsichtig, ein bisschen abstrakt ist. Was wohl ein Kind dazu animiert hat, seinen Großvater zu fragen: „Did they made this out of poop?“

Ein Muss beim Besuch von Hico - Foto: U. Weyermann

Hat er hier seine letzte Ruhe gefunden? - Foto: U. Weyermann
Termine für Deutsche in Texas
10. Mai, 12.00 - 15.00 Uhr
Deutscher Stammtisch in Houston
La Madeleine
5885 San Felipe
(dieser Stammtisch findet jeden Samstag statt)
6. Mai, 18 Uhr
Mai-Abendrunde
Little Italy
Killeen
10. Mai, 13 Uhr
Deutsche Stammtisch-Runde
mit Muttertagskaffee
Restaurant Edelweiß
708 Edwards Drive
Harker Heights
17. Mai, 15.30
DFW-Kaffeeklatsch
Keller
21. Mai, 13 Uhr
Mai-Kaffeerunde
Herb & Earnie's
Copperas Cove
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