7. Ausgabe

Sonn(en)tag

  1. Ausgabe 13. April 2025

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Der vor Ihnen liegende Newsletter ist „Houston-lastig“. Zum einen mit „Houston, we have had a problem“ und zum anderen mit Gerhard N. Ade, der diese Stadt schon seit langem sein Zuhause nennt. El Paso und San Antonio haben im „Sonn(en)tag“ leider noch gar nicht stattgefunden. Wenn Sie dort wohnen oder ein Geschäft haben, erzählen Sie mir gerne Ihre Geschichte. Wenn Sie dort Freunde haben, geben Sie diesen doch bitte den Zugang zum kostenlosen Newsletter weiter:
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Ihnen allen einen schönen Palmsonntag und viel Spaß beim Ostereierfärben.

Herzlichst

Ursula Weyermann
[email protected] 

Jahrestag

13.April 1970
Houston, wir haben ein Problem!“ sind die Worte eines bekannten, aber nicht ganz korrekt wiedergegebenen Funkspruchs, der am 13. April 1970 von der Besatzung der „Apollo 13“ an die NASA-Missions-Überwachungszentrale im Lyndon B. Johnson Space Center in Houston gerichtet wurde. Das Zitat wurde zu einem geflügelten Wort.
 Korrekt indes war es nicht. Im Tonmitschnitt und nach den Schilderungen von James „Jim“ Lovell lautete das korrekte, initiale Zitat von Kapselpilot John „Jack“ Swigert jedoch „Okay, Houston, we’ve had a problem here.“ Wir haben ein Problem gehabt hört sich jedoch weit weniger dramatisch an. Der Film „Apollo 13“ sollte die dramatischeren Worte verwenden und zu einem der bekanntesten Filmzitate aller Zeiten machen.
Was war passiert? Eine Sauerstofftankexplosion im Service Module vereitelte die Mission zum Mond und gefährdete das Leben der Besatzung. Obwohl die Landung auf dem Mond abgebrochen wurde, gelang es der Besatzung, mit Hilfe von Ingenieuren und Mission Control, sicher auf die Erde zurückzukehren.

Gerhard N. Ade - Kein Problem in Houston

Eins vorneweg: Es war nicht die Army, die Gerhard Nikolaus Ade nach Nordamerika gebracht hat. Auch nicht seine Frau. Die hat er nämlich in Montreal kennengelernt. Doch nun der Reihe nach. 1947 in Bad Säckingen geboren und in Freiburg aufgewachsen, verschlägt es ihn zunächst nach Basel, wo er ein schweizerisches Fähigkeitszeugnis als Grafiker erwirbt. Als solcher arbeitet er zwei Jahre für das Organisationskommittee der Olympischen Spiele 1972 in München. Diese Erfahrungen bringen ihn dann auch ,nach Montreal (Kanada), wo er für die Olympischen Spiele 1976 tätig wird. Dort lernt er seine zukünftige Frau kennen, die an der MC Gill Universität studiert. „Meine Frau, Frances Ann, ist in Georgia geboren, und über Columbus/Ohio nach Montreal gekommen“, erzählt Ade. „Ich habe sie bei meinem Nachbarn kennengelernt.“ Es sei der Duft im gemeinsamen Hausgang gewesen, der ihn neugierig machte. Alle drei Jahre reist er nach Deutschland, um seine Schwester und seine Cousins in Freiburg zu besuchen. Was er wirklich in Texas vermisst, ist deutsches Brot. Das will er zukünftig selbst backen. Jetzt, wo er mit 77 endgültig in den Ruhestand gehen wird. „Wir wohnen in Kingwood, das seit einigen Jahren zu Houston gehört.“ Auf dem Farmersmarkt in Kingwood gibt es polnische Kartoffelpuffer, die ein bisschen an Deutschland erinnert, „aber längst nicht so gut wie die von meiner Oma sind“. Houston habe nicht viel deutsche Küche zu bieten, ist sich Gerhard N. Ade sicher. „Hier gibt es ein ganz gutes französisches Restaurant und TexMex Kitchen, aber leider nichts Deutsches.“
Die gemeinsame Reise führt Gerhard und Frances Ann über Chicago, Cleveland, New York City, Greensboro und Seattle nach Houston. 1979 machen die beiden einen zwischenzeitlichen Abstecher nach Deutschland, wo Gerhard ein Angebot der Firma Bayer in Leverkusen annimmt. „Aber da sind wir nach zwei Wochen wieder weg und ich bin zurück zu meiner alten Firma,“ blickt der Creativ Director und Real Estate Agent zurück. „Ich konnte bei Bayer nicht mal einen Brief unterschreiben, ohne dass das jemand kontrollieren musste.“ Da war er von den Staaten her ganz andere Freiheiten gewohnt. „Bayer hab ich unter Erfahrung abgehakt.“ Der Chef in den Staaten nimmt ihn ohne Häme wieder zurück.
Nach 30 Jahren im grafischen Bereich schafft sich Ade im Immobilienmarkt ein zweites Standbein. Von dort aus wird er jetzt, nach 24 Jahren, in den Ruhestand gehen.

Ein wichtiges Ereignis steht ihm am 19. April bevor. Er wird die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen. „Dann bin ich genau seit 47 Jahren, sieben Monaten und vier Tagen in den USA.

Gerhard N. Ade fühlt sich in Texas zuhause - Foto: privat

Gerhard und Frances Ann Ade !977 in Chicago - Foto: privat

Deutschland nach der Wahl (5)


Der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD steht. Als erste Partei hat die CSU dem Vertrag zugestimmt. Die SPD will anhand eines zehntägigen Mitgliedervotums eine Entscheidung fällen, die sich sowohl mit dem Inhalt des Papieres als auch mit der Personalie Merz beschäftigen soll.
Am 6. Mai will Friedrich Merz sich zum Kanzler wählen lassen. Erst danach sollen die Ministerposten besetzt/bekannt gegegeben werden.
Im Folgenden einige wichtige Punkte des wahrscheinlichen Koalitionsvertrages nach Bereichen zusammengefasst:

Arbeit und Soziales
- Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2031.
- Aktivrente ab 2026 steuerfrei.
- Frühstartrente soll ab 1. Januar 2026 in Kraft treten.
- Bürgergeld verschärft, „Grundsicherung für Arbeitssuchende“ mit Sanktionsmöglichkeiten
- 15 Euro Mindestlohn für 2026
- Einführung Wochenhöchstarbeitszeit
- steuerfreie Überstundenzuschläge
- Pendlerpauschale steigt ab 2026
- spürbare Erhöhung des Elterngeldes
- Soli bleibt
- neuer Digitalpakt inkl. Investition für Schulen

Wirtschaft
- Gastrosteuer auf 7 Prozent senken
- Stromsteuer auf europäisches Mindestmaß anpassen
- Industriestrompreis einführen
- keine Rückkehr zur Atomkraft
- Unternehmensteuer sinkt um 1 Prozent pro Jahr ab 2028
- Senkung Einkommensteuer niedrige und mittlere Einkommen
- Superabschreibungen 2025, 2026, 2027
- Absenken der Körperschaftsteuer um ein Prozent ab 2028
- Abschaffung Lieferkettengesetz
- Abschaffung Heizungsgesetz
- Wiedereinführung Agardieselvergütung
- Abschaffung Bon-Pflicht

Migration
- Turbo-Einbürgerung wird wieder abgeschafft
- Früheste Einbürgerung künftig nach fünf Jahren
- Kontrollen an allen deutschen Staatsgrenzen
- Stopp des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte
- Rückführungsoffensive und Stopp von Aufnahmeprogrammen
- Anzahl an sicheren Herkunftsstaaten erhöhen
- Bezahlkarte soll bundesweit eingeführt werden
- kein Bürgergeld für Flüchtlinge aus der Ukraine

Weitere ausgewählte Vorhaben
- zunächst Freiwilligkeit bei Wehrdienst.
- Nationaler Sicherheitsrat
- Wiedereinführung Vorratsdatenspeicherung
- Verlängerung der Mietpreisbremse
- Deutschlandticket bleibt
- kein Tempolimit
- Einführung Digitalministerium
- Sprachtestpflicht für Vierjährige

Und so geht es weiter für Merz:
Der durch den Bundespräsidenten nominierte Kandidat muss im Anschluss im Bundestag eine absolute Mehrheit erringen. Im ersten Wahlgang wären das 316 Stimmen, da dem neuen Bundestag insgesamt 630 Abgeordnete angehören. Ist der Wahlgang nicht erfolgreich, wird in einer zweiten Wahlphase innerhalb von 14 Tagen eine andere Kandidatin oder Kandidaten gewählt. Scheitert auch dies an einer absoluten Mehrheit, ist in einer dritten Phase eine relative Mehrheit nötig. Gewählt ist dann, wer im Bundestag die meisten Stimmen erhält.
 64 Prozent glauben übrigens nicht, dass die Union den versprochenen Politikwechsel umsetzen kann. Selbst bei Unions-Anhängern haben noch 34 Prozent starke Zweifel daran.

Quellen:
https://www.focus.de/politik/deutschland/auf-diese-punkte-haben-sich-cdu/csu-und-spd-in-ihrem-koalitionspapier-geeinigt_0f46035c-5dc5-4f73-9583-ca5f6278a627.html
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/koalitionsvertrag-schwarz-rot-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/politbarometer-erwartungen-zukuenftige-bundesregierung-100.html

Ausflugstipp: Bluebonnets in Ennis

Alles in Blau - Foto: U. Weyermann

Ennis ist eine Stadt in Ellis County in Ost-Texas, die sich jedes Jahr auf's Neue großer Beliebtheit erfreut. Im Frühling, denn dann blühen in und um Ennis die Bluebonnets. Im Welcome Center gibt es eine Karte gratis und tagesaktuelle Informationen, wo gerade die schönsten Bluebonnets zu finden sind. Der Park am Lakeview-Drive an Lake Bardwell, Teil des West Trails, ist nur im April geöffnet. Hinfahren lohnt sich auf jeden Fall. Bluebonnets, soweit das Auge reicht. Mit Wasser und Himmel im Hintergrund. Blau in Blau. Nicht nur ein beliebtes Fotomotiv. Auch Malerinnen und Maler zieht es in den frühen Morgenstunden mit Stafette und Farben ausgerüstet an den See.
In Ennis selbst befindet sich der Bluebonnet City Grill. Ein guter Platz, um mit einem reichhaltigen Frühstück zu starten. 
Der South Trail bietet auf dem Weg nach Telico die Holy Fields, die sich im Besitz eines Herrn Holy befinden. Sie sind von der Straße aus gut sichtbar und bieten wunderschöne Foto-Motive.
Der North Trail führt über Bristol und bietet neben Bluebonnets super leckeres Sushi. Ja, richtig gelesen. Im General Store im kleinen Ort Bristol wird Sushi angeboten, frisch zubereitet nach Wunsch. Von dort aus gibt es die Möglichkeit, nach Palmer zu fahren und dort auf die 45 Richtung Dallas zu fahren, oder Crisp zurück nach Ennis zu fahren.

www.bluebonnettrail.org

Das Farbenspiel mit dem Pinsel festhalten - Foto: U. Weyermann

Die Bluebonnet Trails bei Ennis - Foto: U. Weyermann

Etikettenschwindel - Verfahren gegen Kellogg’s

In Austin hat Generalstaatsanwalt Ken Paxton eine Untersuchung gegen Kellogg's eingeleitet. Grund dafür ist, dass das Unternehmen Cerealien als „gesund“ vermarktet, obwohl sie Lebensmittelfarbstoffe und -zusätze enthalten, die mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht werden. Kellogg's steht im Verdacht, gegen das texanische Verbraucherschutzgesetz verstoßen zu haben. Verwiesen wird dabei auch auf die Werbung, in der Kellogg's Produkte wie Froot Loops, Apple Jacks, Frosted Flakes und Rice Krispies als „gesund“ anpreist, obwohl in ihnen Lebensmittelfarbstoffe auf Erdölbasis verwendet werden, die mit „Hyperaktivität, Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen, endokrin bedingten Gesundheitsproblemen und Krebs bei den Konsumenten“ in Verbindung gebracht werden. „Ein entscheidender Teil des Kampfes für die Zukunft unserer Kinder ist es, den irreführenden Praktiken von Unternehmen ein Ende zu setzen, die darauf abzielen, Eltern und Familien über die Gesundheit von Lebensmitteln zu täuschen“, so Ken Paxton. „Künstliche Lebensmittelfarbstoffe haben nachweislich verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit, und Lebensmittel, die diese Farbstoffe enthalten, sollten auf keinen Fall als ‚gesund‘ beworben werden. Jedes Unternehmen, einschließlich Kellogg's, das unrechtmäßig falsche Angaben zu seinen Lebensmitteln macht und zu einem kaputten Gesundheitssystem beiträgt, das die Gesundheit der Amerikaner beeinträchtigt, wird zur Rechenschaft gezogen.“ Das Unternehmen Kellogg's, welches in der Vergangenheit verschiedene Lebensmittelzusatzstoffe und Farbstoffe verwendet hat, angekündigte an, die Farbstoffe sowie den Zusatzstoff BHT aus seinen Produkten zu entfernen. In Kanada und Europa ist dies bereits geschehen. In den USA bis dato allerdings nicht.

Blickwinkel: Der Hase und die Eier

Waren es früher die Rosinen-Bomber, mit den denen die Amerikaner Goodies über Deutschland abwarfen, dann sind es wohl bald die Eier-Bomber aus Deutschland, die zu Ostern deutsche Eier über den USA abwerfen. Gut, das ist jetzt ein bisschen überspitzt. Okay, ziemlich überspitzt. Aber glaubt man der deutschen „Bild“-Zeitung, so sieht es eiermäßig verdammt schlecht in den Staaten aus. Die schreiben, dass wir derzeit tatsächlich Kartoffeln bepinseln, um die Osternester zu befüllen. Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen so aussieht mit den Eiern. Wir in Erath County haben keine Knappheit. Die Regale in Supermärkten sind immer gefüllt. Die Eier indes sind schon etwas teurer geworden. Wer Hühner hält, hat dadurch zur Zeit ein gutes Nebeneinkommen. Wir zahlen vier Dollar für ein Dutzend und wissen genau, dass die von quietschfidelen Hühnern aus der weiteren Nachbarschaft stammen. Unser Osternest wird gefüllt sein, ich hoffe Ihres auch. Und sollte Ihnen der Osterhase bemalte Kartoffeln bringen, dann lassen Sie mich das bitte wissen.

Bild: KI/John Staud


Termine für Deutsche in Texas

16. April, 13.00 Uhr
Oster-Kaffeerunde in Copperas Cove
Herb's and Ernie's
212 S Main Street

19. April, 12.00 - 15.00 Uhr
Deutscher Stammtisch in Houston
La Madeleine
5885 San Felipe
(dieser Stammtisch findet jeden Samstag statt)

26. April, 13 Uhr
Deutsche Stammtisch-Runde
Restaurant Edelweiß
708 Edwards Drive
Harker Heights

26. April, 15.00 Uhr
Kaffee-Klatsch-DWF
Daytrip nach Dublin

3. Mai, 19.00 Uhr
Stammtisch Waco
Biergarten Pivovar
320 S 8th St

6. Mai, 18 Uhr
Mai-Abendrunde
Little Italy
Killeen

Dieser Deutsche Stammtisch trifft sich regelmäßig alle zwei Wochen im Restaurant Edelweiß in Harker Heights - Foto: privat