8. Ausgabe

Sonn(en)tag

  1. Ausgabe 20. April 2025

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Ihnen allen ein frohes und friedliches Osterfest. Frieden ist dieser Tage leider nicht so selbstverständlich. Neben den bekannten Kriegsschauplätzen nimmt Deutschland zumindest die Rolle des Nebenschauplatzes ein. Ich wünsche mir von der Politik ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl, nicht nur in Deutschland.

Herzlichst

Ursula Weyermann
[email protected] 

Jahrestag

20. April 1998
Jahrzehntelang gilt die Rote Armee Fraktion (RAF) als Inbegriff des Linksterrorismus. Hervorgegangen aus der Baader-Meinhof-Gruppe um die Journalistin Ulrike Meinhof und den Querulanten Andreas Baader, ist die Gruppe für etliche Anschläge, Entführungen und Morde berüchtigt. Darunter auch die Entführung und Hinrichtung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns- Martin Schleyer. Nach zwei Generationenwechsel an der Spitze wird es in den 90er-Jahren still um Terrorgruppe. In einem Schreiben vom 20. April 1998 an die Nachrichtenagentur Reuters gibt sie ihre Auflösung bekannt: „Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte.“

Zur Autobahn - Deutsche Küche in Meridian

Hier sind auch die Fenster deutsch - Foto: Privat

Das Restaurant „Zur Autobahn“ kann jetzt auf stolze 22 Jahre zurückblicken. Hier ist nicht nur das Schnitzel deutsch. Wer sich als Deutscher in dem gemütlichen Lokal umsieht, bekommt ganz schnell das Gefühl, Zuhause zu sein. Die Fenster und die Türen sind aus Deutschland. „Mein Mann hat das alles aus Deutschland mitgebracht“, erzählt die Restaurant-Besitzerin Kornelia Sedlmaier. Auch die Bauweise ist deutsch. „Dieter hat alles mit eigenen Händen gebaut.“
Die beiden Deutschen sind 1998 nach Texas gezogen. Wie es dazu kam? Sie sind zu Besuch gekommen, als die Tochter geheiratet hat. Und für Kornelia steht sofort fest: „Das ist mein Land, hier gehöre ich hin.“ Zurück in Deutschland hat sie sofort Heimweh nach Texas bekommen. Und so haben die beiden ihre Autowerkstatt in Hessen verkauft und sind mit Investoren-Visum nach Texas gekommen.
Der 20. Geburtstag der „Autobahn“ ist nicht gefeiert worden. „In dem Jahr ist mein Mann gestorben“, so Kornelia Sedlmaier. Zurück nach Deutschland gehen, hat für sie auch da nicht zur Debatte gestanden: „Das Restaurant hat mich abgelenkt und meine Stammgäste haben mir durch die schwere Zeit geholfen.“
Nicht nur das Restaurant hält die 70-Jährige auf Trab. Es ist Teil einer kleinen Ranch mit Kühen und Pferden. Und dann sind da noch die Kräuter, mit denen sie sich beschäftigt und aus denen sie Cremes und Seifen herstellt: „Ohne chemische Zusätze und nur die besten Zutaten.“ Dieses Konzept verfolgt sie auch, wenn sie von mittwochs bis samstags steht für ihre Gäste in der Küche steht. „Ich koche und backe immer frisch, ohne Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe. Nur gute Zutaten.“ Ihre Kunden wissen das zu schätzen und kommen immer wieder. „Manche sind als Fünfjährige schon mit ihren Eltern gekommen und kommen jetzt mit ihren eigenen Kindern.“
Schnitzel und Bratwurst sind Spitzenreiter, aber auch Gulasch, Sauerbraten, , Rouladen, Schweinebraten und Frikadelle erfreuen sich großer Beliebtheit. „Dazu gibt es wahlweise Sauerkraut oder Rotkohl, und Bratkartoffeln, Spätzle oder Kartoffelsalat“, zählt die Köchin auf. Auch die Desserts sind hausgemacht. „Der deutsche Streuselkuchen ist auch bei den Texanern sehr beliebt. Apfel und Kirsch ganz besonders.“
Wie es zu dem Namen „Zur Autobahn“ gekommen ist? „Es sollte ein Wort sein, dass die Amerikaner kennen. Wie Autobahn und Kindergarten. Da wir in Deutschland eine Autowerkstatt hatten, wurde es dann die 'Autobahn'.“

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag, 17 bis 20 Uhr
Adresse: 10618 State Highway 22, Meridian 76665
Telefon für Reservierungen (empfohlen): (254) 597-2500

Bratwurst ist sehr beliebt - Foto: Privat

Autobahn-Chefin Kornelia Sedlmaier - Foto: Privat

Quo vadis Deutschland?

Theoretisch soll Friedrich Merz (CDU) am 6. Mai vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt werden. Die Spitzen von CDU, CSU und SPD haben sich zuvor auf eine Koalition geeinigt, die mit 328 der 630 Sitze über eine knappe Mehrheit im Parlament verfügt. Die Kanzlerwahl wird unter Vorbehalt organisiert, da der Koalitionsvertrag bislang noch nicht von allen Parteien vollständig bestätigt wurde. Zugestimmt hat bis dato lediglich die CSU. Bei der CDU steht noch der kleine Parteitag am 28. April an. Wegen gebrochener Wahlversprechen Merz’ brodelt es ganz schön an der Basis. Einige lang gediente Mitglieder sind zwischenzeitlich aus der Partei ausgetreten. Und was macht die SPD? Vom 15. bis 28. April steht bei den Sozialdemokraten eine Mitgliederbefragung an. Wie steht die Basis zum Koalitionsvertrag? Wollen manche lieber in die Opposition gehen, als Merz zum Kanzler zu küren? Die Jusos lehnen den Koalitionsvertrag ab. Ja, und die Wahl ist geheim. Es sieht also keiner, wer nicht für Merz stimmt.
Nur wer eine absolute Mehrheit der Abgeordneten hinter sich vereint, kann gewählt werden. Schafft Friedrich Merz das?
Je nach Mehrheitsverhältnissen verläuft die Kanzlerwahl in mehreren Phasen: Im ersten Wahlgang stimmt der Bundestag ohne Aussprache über den Vorschlag des Bundespräsidenten ab. Gewählt ist, wer die absolute Mehrheit der Mitglieder des Bundestags (derzeit mindestens 316 von 630 Stimmen) auf sich vereint. Falls im ersten Wahlgang keine absolute Mehrheit erreicht wird, hat der Bundestag innerhalb von 14 Tagen erneut die Möglichkeit, mit absoluter Mehrheit einen Kanzler zu wählen. Was bedeutet das in der Praxis? Der alte Kandidat muss nachlegen? Oder muss ein neuer Kanzlerkandidat gefunden werden? Wo soll der dann herkommen? Markus Söder etwa? Hält der an der Brandmauer zur AfD fest?
Kommt auch in dieser Frist keine Wahl zustande, findet unverzüglich ein weiterer Wahlgang statt, bei dem die relative Mehrheit ausreicht. Der Bundespräsident kann dann entscheiden, ob er den Kandidaten ernennt oder den Bundestag auflöst. In diesem Fall muss es innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen geben. Haben wir die nicht gerade gehabt? Solange die Brandmauer zur AfD erhalten bleibt, können Neuwahlen nichts Grundsätzliches ändern. Die Haltung zum Russland-Ukraine-Krieg wird bleiben. Wahrscheinlich auch zum Marschflugkörper Taurus.
„Ein Schlag mit diesen Raketen gegen russische Einrichtungen (...)wird wie eine direkte Beteiligung Deutschlands an den Kampfhandlungen an der Seite des Regimes in Kiew aufgefasst, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt“, warnt die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa. Der Einsatz dieser Marschflugkörper sei ohne direkte Unterstützung durch Soldaten der Bundeswehr nicht möglich.

https://www.rundschau-online.de/politik/kreml-droht-merz-wegen-taurus-und-warnt-vor-eskalation-1006902

TATORT - „must see“ oder „no-go“?

Und wieder heißt es beim Tatort Abschied nehmen. Und zwar von Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. Krassnitzer stand 1999 zum ersten Mal als Kommissar Moritz Eisner für den „Tatort“ vor der Kamera, 2011 stieß Adele Neuhauser dazu. 2026 ist Schluss. Noch ermitteln sie mit spitzen Dialogen, rauem Charme und unvergesslichem Wiener Schmäh. Doch nach mehr als zwei Jahrzehnten fällt bald der letzte Vorhang für das beliebte Ermittlerduo aus Wien. Krassnitzer und Neuhauser haben ihren Ausstieg aus dem „ORF-Tatort“ bekannt gegeben. Die beiden Publikumslieblinge werden Ende 2026 auf eigenen Wunsch ihre Rollen als Moritz Eisner und Bibi Fellner niederlegen, getreu dem Motto „Aufhören, wenn es am schönsten ist“.
So einige Ermittler haben in den vergangenen Jahren die Segel gestrichen. Bei manchen war es auch gut so. Früher hätte ich mir keinen Sonntag ohne Tatort vorstellen können. In den vergangenen Jahren sind doch einige dabei gewesen, wo nicht der Fall im Vordergrund stand, sondern vielmehr Diversität. Da hab ich ja nichts gegen. Aber muss wirklich jede Randgruppe und jedes gesellschaftliche Problem in einen einzigen Fall gequetscht werden? Und dann immer gleich die „richtige“ Meinung frei Haus mitgeliefert?
Einer der besten „Tatorte“ war für mich übrigens „Altes Eisen“ aus Köln. Der wunderbare Edgar Selge spielte eine Transfrau. Das war 2011und das Thema wurde noch unverkrampft angegangen. Dem Zuschauer wurde das Denken noch selbst überlassen. Die Münsteraner Tatorte hab ich am Anfang sehr gemocht, eben weil sie so anders waren. Nicht alles so dramatisch. Bei manchen hab ich Tränen gelacht. Aber auch hier war dann irgendwann der eigentliche Fall Nebensache. Da wurde lediglich 'ne Story um die Jokes gebastelt.
Klara Blum hab ich immer gerne gesehen. Und Borowski. Jetzt oute ich mich, ich mag ja die Rüpel als Ermittler ganz besonders. Horst Schimanski war so einer. Aktuell ist Peter Faber aus dem Dortmunder Tatort der Ober-Rüpel. Die Dortmunder seh' ich mir immer an. Wie sieht es bei Ihnen aus? Ist der Tatort ein „must see“ oder ein „no-go“? Wer ist ihr Lieblingsermittler? Wen mögen Sie überhaupt nicht? Schreiben Sie gerne an [email protected].
Der Tatort zum Ostermontag, 21. April, bekommt von mir auf jeden Fall eine Chance. Er hat mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Messermorden zu tun. Und, der ausschlaggebende Punkt für mich, der Ermittler ist Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring). Der ist auch ein bisschen rüpelhaft.

Way way back - Der Belt und der Räuber

Erinnern Sie sich noch an den Posträuber aus Oldenburg, der einer der ersten Deutschen in Texas sein sollte? Auf den kommen wir gleich wieder zurück. Ein bisschen Geduld noch. Deutsche und Texas haben eine enge Verbindung. Und gemessen am Bevölkerungsanteil im Jahr 2000, haben acht Prozent der Texaner reine deutsche Vorfahren (also stammen von einem deutschen Paar ab) und weitere acht Prozent können auf einen deutschen Vorfahren zurückblicken. Deutschstämmige sind, nach den Hispanischen, die zweitstärkste ethnische Gruppe.
Vereinzelt sind deutsche Einwanderer schon in der Zeit gekommen, als die Mexikaner und Spanier noch die Kontrolle über das Gebiet hatten. Aber eben nur vereinzelt. Allgemein gelten die frühen 1830er Jahre als der Beginn einer starken deutschen Einwanderungswelle. Ein interessantes Phänomen ist der so genannte „German Belt“. Bei ihrem Aufbruch in die große weite Welt haben die Deutschen ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Setzen in geschlossenen Gruppen über den Großen Teich und bleiben weitestgehend unter sich. Wenn die Siedlungen zu groß oder unattraktiv werden, oder wenn ganze Dörfer geschlossen rüberkommen, ziehen sie weiter und siedeln an anderer Stelle. Es entsteht eine Art Gürtel, der „German Belt“. Der beginnt bei Galveston und Houston im Südosten, zieht sich über Zentral-Texas gegen Westen nach Kerrville, Mason und Hondo und den Coastal Plain nach Hill Country. Diese, oder zumindest ein Teil davon, wird heute als ‚German Hill Country‘ bezeichnet.
Betrachtet man diese Orte, so stellt man fest, dass sich der Belt über eine riesige Distanz zieht und sicherlich nicht als eng geschlossen bezeichnet werden kann, aber in Texas ist ja nun mal alles etwas größer.
Nun kann man sich fragen, was diese Immigrationswelle ausgelöst hat, schließlich gab es hier keinen Goldrausch. Mit diesem Phänomen haben sich Migrations-Wissenschaftler befasst. Die sprechen von „Ketten-Migration“ und „Amerika-Briefen“. So, aufgepasst! Jetzt kommt wieder unser Posträuber aus Oldenburg ins Spiel. Ausgelöst worden sei die Ketten-Migration, so heißt es bei den entsprechenden Forschern, durch eine Persönlichkeit, die eine besonders ausgeprägte Führungsnatur und Motivationskraft hat, um andere zu beeinflussen und mit sich zu reißen. Im Falle von Texas handelt es sich um Friedrich Diercks, einem Gärtner aus dem Gebiet um Oldenburg. Diercks, der sich allerdings einen anderen Namen zulegte, nämlich Johann Friedrich Ernst (und wir wissen warum), wurde zu einer zentralen Figur der Einwanderungswelle. Seine in die Heimat geschickten „Amerika-Briefe“ sprühten nur so vor Begeisterung. Die Idee von Aufbruch und Neuanfang mit fantastischen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen weckte Sehnsüchte bei den Menschen in seiner alten Heimat. Abertausende sollten seinem Ruf folgen.

Deutsche auf dem Weg nach Texas - Bild: KI/John Staud

Termine für Deutsche in Texas

26. April, 12.00 - 15.00 Uhr
Deutscher Stammtisch in Houston
La Madeleine
5885 San Felipe
(dieser Stammtisch findet jeden Samstag statt)

26. April, 13 Uhr
Deutsche Stammtisch-Runde
Restaurant Edelweiß
708 Edwards Drive
Harker Heights

26. April, 15.00 Uhr
Kaffee-Klatsch-DWF
Daytrip nach Dublin

3. Mai, 19.00 Uhr
Stammtisch Waco
Biergarten Pivovar
320 S 8th St.

3. Mai, 19.00 Uhr
Stammtisch Nord
Kirby's Icehouse
1700 Lake Robbins Dr.
The Woodlands 77380

6. Mai, 18 Uhr
Mai-Abendrunde
Little Italy
Killeen